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Einleitung
Das aus dem Jahre 1793 stammende Bauernhaus liegt auf 895 m Höhe im südlichen Schwarzwald (Hotzenwald). Es war als typisches Eindachhaus gebaut mit
Wohnteil zur Ostseite und Stallbereich mit später hinzugekommener Ifahr und Heuboden zur Westseite (Wetterseite) hin. Es wurde vor der hier beschriebenen Baumassnahme zuletzt ca. 1943 umgebaut. Dabei wurde das Haus
um 1 Geschoss aufgestockt, der Dachstuhl erneuert, die “Kunst” (Ofenbank) eingebaut, der Ifahr (Einfahrt von der Hangoberseite zum Heuboden im 1.Stock) angelegt sowie der Stallbereich erweitert. Von daher war der
Dachstuhl noch gut erhalten; ausserdem war die Geschosshöhe im Erdgeschoss schon höher als bei Häusern diesen Alters üblich.
Der westliche Teil des Hauses bestand aus Stall und Heuboden/Ifahr; im östlichen Teil war der Wohnbereich. Er bestand aus einer 4-Zimmerwohnung mit
Küche und Bad im Erdgeschoss sowie zwei rudimentär ausgebauten Zimmern im aufgestockten 1.Obergeschoss. Darüber war ebenfalls ein Heuboden.
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Bausubstanz
Die Aussenmauern im Erdgeschoss bestehen aus Granit-Bruchstein mit Dicken zwischen 60 und 70 cm. Das aufgestockte Obergeschoss ist in Ziegelmauerwerk
ergänzt worden. Der Fussboden bestand aus Dielenboden, dessen Lagerhölzer direkt auf dem Erdreich lagen und mittlerweile durch Mäuse hohlgefressen waren.
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Kurzbeschreibung der Baumassnahme
In der ersten Bauetappe wurde über dem Stall eine 3-Zimmer-Wohnung eingebaut sowie die Heizungs- und Solaranlage installiert. Ausserdem wurde im
Dachgeschoss der östlichen Hälfte ein Büro eingerichtet. Bei diesen Umbauten wurde v.a. auf die Verwendung giftfreier Baumaterialien geachtet.
In der zweiten Bauetappe wurde im östlichen Teil Erdgeschoss und 1.Stock zu einer Wohnung ausgebaut. Hierbei wurde – der wachsenden Bauerfahrung
entsprechend - zusätzlich zur Vermeidung von Giftstoffen auf die Verwendung von Materialien geachtet, die das Wohnklima aktiv positiv beeinflussen (z.B. Lehmputz).
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Erhalten und nachhaltiges Verbessern der Bausubstanz
Das gesamte Dach wurde abgedeckt, die noch brauchbaren Dachziegel gewaschen und wiederverwendet; Ergänzungen erfolgten nur durch alte Ziegel
Unterdach erneuert, über Wohn- und Büroräumen diffusionsoffene Unterspannbahn verlegt und Zwischensparrendämmung (siehe “Energiebilanz”)
innen vollständig ausgehöhlt, alte, morsche Balken entfernt und durch ebenfalls alte, aber gut erhaltene Balken vom Baustoff-Recycler neu eingezogen
alle Fenster ausgewechselt
Estrich im Erdgeschoß des Wohnbereiches wegen Feuchtigkeit eingebracht (50 cm ausgekoffert, Kieslage, Estrichbeton)
Drainage rund um das Haus erstellt; hierbei Grundmauern teilweise unterfangen
Modernisierung der Haustechnik
Früher war im EG nur Kachelofen und Kunst vorhanden, im 1.OG Einzelöfen. Das neue Heizsystem nutzt zu 100% regenerative Brennstoffe: Holzzentralheizung (Stückholzkessel und zusätzlich seit kurzem
Pelletskessel), 22 m² Sonnenkollektoren, Zentralspeicher 6m³, ausgeführt als Heizungsspeicher mit integriertem Brauchwasserspeicher, somit Solarenergienutzung für Heizungsunterstützung und Brauchwassererwärmung
möglich. Die Wärmeabgabe erfolgt über Sockelleisten.
Es wurden zwei Wassersysteme (Brunnenwasser für WC, Waschmaschinen und Garten) installiert. Da ein Brunnenwasserrecht vorhanden ist, wurde auf eine Regenwassersammelanlage verzichtet.
Regenwasser wird jedoch in einfachen Fässern gesammelt und zusätzlich zum Brunnenwasser zur Gartenbewässerung verwendet.
Die elektrischen Anlagen wurden vollständig erneuert, unter Beachtung der Minimierung von Elektrosmog (keine Ringleitungen, sondern sternförmige
Verteilung, Netzfreischalter; im Büro abgeschirmte Kabel, da Telefon- und Faxanlage auch nachts versorgt sein müssen).
Es wurde eine Zentral-Staubsaugeranlage installiert.
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Deutliche Verbesserung der Energiebilanz
alle Fenster mit damals sehr gutem (Glas-) K-Wert von 1,1 W/m²*K für Ost, Nord- und Südfassade (2-fach, beschichtet, gasgefüllt). Für die Südseite
wurde unbeschichtete 3-fach-Verglasung gewählt (Begründung siehe Baubiologische Aspekte) mit k-Wert von 1,8 W/m²*K
Außendämmung für Ost- und Nordfassade: Vorhangfassade aus Heraklithplatten (magnesitgebunden), darunter 10-12 cm Isofloc (je nach Unebenheit der alten
Fassade), Perimeterdämmung mit 8-12 cm Foamglasplatten, Aussenputz.
Die Südfassade wurde bewußt nicht gedämmt. Sie besteht aus 70 cm Granit-Bruchstein und sollte ihre Möglichkeit, Sonnenstrahlung zu speichern, nicht
durch eine Aussendämmung verlieren. Dieser Entscheid hat sich nach unserer subjektiven Erfahrung bewährt, da in unserer Höhenlage oft nebelfreie und sonnige Wintertage herrschen, die die Wand fühlbar erwärmen.
Die Westfassade war aus dünnen Ziegelsteinen erstellt und erhielt deshalb innen eine Vormauerung aus 36 cm elliptisch gelochtenen Poroton-Ziegeln
sowie außen einen Verputz.
Fußleistenheizung (Strahlungswärme, niedrigere Vorlauftemperaturen, dadurch höherer Deckungsgrad mit Sonnenenergie)
Dachdämmung: Sparren wurden aufgedoppelt, Dachdämmung mit 22 cm Isofloc
Fussbodendämmung Erdgeschoss Ost: 80 mm Weichfaserplatten (2x40 mm) mit Zwischenlage aus Fermacellplatten (20 mm) zur Stabilisierung. In gefliessten
Bereichen (Eingang, WC) wurde nochmals 20 mm Fermacell auf die obere Lage Weichfaserplatten gelegt. Dadurch ist der Unterbau hart genug; es sind nie Risse in den Fliessen-Fugen aufgetreten.
Fussbodendämmung 1.OG West (zum Stall hin): 100 mm Isofloc
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Energiebedarf
Der berechnete Nutz-Energiebedarf beträgt 42'800 kWh/a, somit 89,5
kWh/m²*a.
Der gemessene Ertrag der Solaranlage ab Kollektoren betrug vom
1.4.99-31.3.00 5'250 kWh (=> Diagramm 1). Somit können unter Berücksichtigung der Speicherverluste auf jeden Fall über 10% des Wärmeverbrauchs gedeckt werden.
Die o.a. Angaben korrespondieren in etwa auch mit dem tatsächlichen
Brennstoffbedarf von ca. 50'000 kWh Jahr, der sich allerdings schlecht exakt bestimmen läßt (Holzfeuchte/Heizwert).
Obwohl der Pelletskessel nur eine Nennleistung von 18 kW hat, ist
er in der Lage, das gesamte Gebäude zu 90% der Heizperiode allein zu heizen. Zusammen mit dem Pufferspeicher ist er in der Lage, den Heizleistungbedarf bis zu Aussentemperaturen von ca. -5°C (kurzzeitig auch tiefer)
zu decken. Nachts heizt er den Speicher dann wieder auf. Zum Pelletsverbrauch siehe Diagramm 2.
Abschließend darf in diesem Bereich nicht übersehen werden, daß auf
Grund der Höhenlage eine Heizperiode von in der Regel 8 Monaten zugrunde gelegt werden muß. Nach VDI 2067 wären sogar 315 Heiztage anzusetzen. Tatsächlich können von Ende Mai bis Anfang Oktober jedoch die Heizkessel
ausgeschaltet werden, da die Solaranlage mit dem Speicher den Heizwärmebedarf deckt.
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Baubiologische Aspekte
- Vermeidung von Dampfsperren; stattdessen diffusionsoffene Konstruktion
- Innenwände in Trockenbereichen sowie statisch unkritischen Bereichen entweder aus Lehmziegeln ausgeführt oder als Ständerwerk, beidseitig
beplankt mit Heraklithplatten (magnesitgebunden), Schalldämmung mit Kokosfasermatten
- Innenwände in Trockenbereichen mit Lehmputz, in Nassbereichen mit Sumpfkalkputz
- alle Wandfarben sind Kaseinfarben
- Holzdielenböden geölt und gewachst
- unbehandelte Linoleumböden in den Kinderzimmern
- nicht radioaktiv strahlende Bodenfliessen im Sanitär- und Eingangsbereich
- keine Wandplatten im Sanitärbereich, stattdessen Sumpfkalkputz, der Feuchteschwankungen ausregulieren kann
- diffusionsoffener Bio-Außenputz (Haga)
- Fensterlaibungen nicht ausgeschäumt, sondern mit Jutestopfwolle ausgestopft, keine Verarbeitung von Silikonmasse (diese wurde nur in den Bädern
verwendet)
- Schlafstellen nach Wasseradern abgesucht
- Satellitenanlage wurde aus optischen Gründen und zur Vermeidung von Elektrosmog im Garten aufgestellt
- keine Holzbehandlung im Innenbereich (außer Böden, s.o.), auch nicht Treppen und Türen und damit nur positive Erfahrungen
- Wiederverwertung alter Baumaterialien ( alte Stalltüren wurden umgearbeitet; ursprüngliche und für hiesige Bauernhäuser typische
Wandverkleidungen wurden im Wohnzimmer wieder angebracht; alter Dielenboden soweit brauchbar abgeschliffen und wieder verlegt; die Innentreppe im Wohnteil Ost stammt aus einem Abbruchhaus; die alte Kochstelle
wurde wieder hergerichtet; die alte Haustüre wurde zwischen Wohn- und Spielzimmer eingepaßt, zwei alte Zimmertüren fanden im Erdgeschoß erneut Verwendung).
- Die Aufenthaltsräume sind, mit Ausnahme des Esszimmers, nach Süden orientiert. Um ein natürliches Tageslichtspektrum zu gewährleisten, wurden
hier unbeschichtete Fenster verwendet. Dafür 3-fach-Verglasung.
- Für die Dämmung der Heizungsrohre wurde Schafwolle verwendet. Lediglich der Wärme-Speicher wurde mit Steinwolle isoliert, da es 1993 noch keine
Schafwollematten gab, die für diesen Zweck geeignet waren (Speicherhöhe 4 m, Isolationsdicke 200 mm, was entsprechende minimale Eigenstabilität der Isolationsmatten erfordert).
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Webdesign: J.Pritzel
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